3 Tipps für den Relaunch: die Website auf dem Operationstisch

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Wir haben eine Theorie: Fühlt sich ein Website-Projekt nicht an, wie eine Operation am offenen Herzen, dann läuft etwas falsch. Wie meinen wir das? Ganz einfach: Eine neue Website zu entwickeln bedeutet immer auch, Prozesse und Angebote zu zerlegen und sie neu zusammenzusetzen.

Digitalisierungsstrategien beinhalten fast immer auch eine neue Website, klar. Aber wenn diese einfach den Status Quo in aufgefrischtem Design präsentiert, dann ist sie nicht wirklich neu – sondern vor allem eine grosse Investition, die sich nicht ausbezahlt. Wenn der Mehrwert der Entwicklungen gering ausfällt, ist es unternehmensintern schwer, die hohen Initialkosten zu rechtfertigen. Man kann den ROI nicht belegen und als Folge davon fehlt in den Jahren danach oft das Budget für Weiterentwicklungen.

Damit sie eine Website wirklich neu konzipieren kann, muss eine Agentur das Geschäftsmodell und die Zielgruppe des Unternehmens in ihrer Tiefe verstehen. Drei Ansätze können dabei helfen:  
 

1. Website as a Service

Ein Worst-Case-Szenario: Ich suche als Userin auf einer Unternehmenswebsite nach einer Ansprechperson. Nach langem Scrollen lande ich über die Über uns-Seite auf Unternehmen und danach auf Unsere Werte, wo ich gesagt bekomme, dass das Unternehmen für “persönlichen und unkomplizierten Service” steht. Really? Meine Customer Journey hat sich schnell in eine anstrengende Online-Odyssee verwandelt, von intuitiver User Experience fehlt jede Spur. Taten statt Worte! Wenn wir eine Website betreiben, müssen wir zuerst verstehen, woher und mit welchen Bedürfnissen Besucher*innen darauf stossen. Und wir müssen ihnen nicht nur relevante Angebote und Inhalte an der richtigen Stelle liefern, sondern auch die weiteren Schritte anzeigen, die sie gehen können.

Tipp: Dazu finden wir das Konzept der Pillar-Pages sehr bestechend: Eine Pillar Page ist ein übergeordneter Beitrag, der einen breiten Überblick über ein Hauptthema gibt. Die Pillar Page enthält Links zu Unterthemen und vertiefenden Artikeln, funktioniert also ein bisschen wie ein Inhaltsverzeichnis für den Inhalt der Seite. Wir bündeln Inhalte für spezifische Bedürfnisse, stellen Relevantes in den Vordergrund und bieten weiterführende Optionen an – so wie wir es auch im persönlichen Verkaufsgespräch tun würden.
 

2. Digitalisierung von Prozessen

Eine gute Website knüpft an Unternehmensprozesse an. Angenommen, der Helpdesk ist vollkommen ausgelastet mit unstrukturierten Anfragen: Hier kann eine Website den Mehrwert leisten, Anfragen mit smarten Formularen zu strukturieren; sie kann FAQs sammeln, damit sich Fragen von selbst klären; sie könnte mit automatisierten Chatbots schnelle Hilfe anbieten oder gar mit einem Login und einer Schnittstelle zum CRM-System die Anfragen direkt an die richtige Stelle weiterleiten.

Ein Beispiel aus unserem Portfolio: 

Als Airport Taxi Zürich die Taxilizenzen für den Flughafen Zürich erhalten hat, mussten innerhalb weniger Monate über 200 Fahrer*innen rekrutiert werden. Auf dem klassischen Weg ein Ding der Unmöglichkeit. Also haben wir ein massgeschneidertes Bewerbungs-Tool programmiert: mit einem Formular, das Inhalte strukturiert und mit der Möglichkeit zur manuellen Label- und Statusvergabe. Den Bewerbungsprozess zu digitalisieren hat die Mammutaufgabe erst möglich gemacht.

Tipp: Bei der Digitalisierung geht es nicht nur darum, Inhalte online anzubieten – es geht vor allem darum, Prozesse zu digitalisieren. Indem man zum Beispiel Schnittstellen zu ERP- und CRM-Systemen schafft, bestehende Strukturen entlastet und Abläufe vereinfacht. 
 

3. Neue Umsatzquellen

Ein Webshop ist 24/7 offen – unabhängig von physischen Standorten und Ladenmieten. Gut gemachte Webshops bieten neben Infos zu Lagerbeständen und Lieferfristen ausserdem auch Cross- und Upselling-Produkte an. Sie sind ein Multiplikator für den Umsatz, ganz offensichtlich. Ein bisschen versteckter sind andere potentielle Umsatzquellen: Würde eine Kundin auch für Online-Beratungen oder Inhalte bezahlen? Würde ein Kunde Produkte bewerten oder Optimierungen vorschlagen? Würden Besucher*innen das Unternehmen in ihrem Netzwerk weiterempfehlen? Diese Fragen lohnt es sich zu stellen. 

Tipp: Kennt man die Kundschaft, ihre Interessen und ihr Verhalten auf der Website (natürlich im Rahmen der Datenschutz-Grundverordnung), kann man auch Angebote und Angebotsstrukturen neu denken: z.B. durch das Anbieten von Einzelpaketen, Lizenzmodellen mit monatlichen Preisen oder variablen Preismodellen.

Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass wir noch ewig weiter schreiben könnten. Im Kern ist dieser Blog-Artikel aber vor allem ein Plädoyer dafür, nicht nur eine “neue Website” zu planen, sondern sich als Unternehmen zu analysieren, zu hinterfragen und Prozesse neu zu denken.